Wildlife Art – im Gespräch mit Bodo Meier

In Bodo Meiers Aquarellen verschmelzen gemalte Bildteile mit Zeichnungen oder werden collageartig zu einer Komposition zusammengefügt. Seine Bilder – seine Wildlife Art – dokumentieren dabei seine Gedanken, Erfahrungen und Eindrücke. Und in allen seinen Werken kommt das tiefe Gespür des Künstlers für die Schönheit der Natur zum Ausdruck. Dabei ist es gleich, ob Bodo Meier die heimische Fauna oder die Wildnis Afrikas in seinen Skizzen und Aquarellen einzufangen sucht. Immer ist bei ihm die Freude am Erlebnis „Wildnis“ zu spüren, die er mit den Betrachtern seiner Werke teilen möchte.

„Ein Künstler muss von seinem Sujet gefangen sein,
es muss soviel an Faszination in ihm erwecken, 
dass er bereit ist, dies künstlerisch zu gestalten.”

Bodo Meier, Nashörner
Bodo Meier, "Nashörner", Aquarell in Skizzenbuch.

Sehnsucht nach Afrika

Wilde Tiere haben Bodo Meier schon als kleines Kind fasziniert. Schon damals war er häufig in Zoos und nach jedem Zoobesuch hat er gezeichnet. Für Bodo Meier war es daher seit der Kindheit ein Traum, nach Afrika oder Indien zu reisen, um die wilden Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben und bildnerisch einzufangen. Manifestiert wurde seine Sehnsucht nach Afrika, als er als 11-Jähriger den Film „Serengeti darf nicht sterben“ im Kino sah. Die
unglaubliche Fülle der Tierwelt im Großen wie im Kleinen ließ Bodo Meier ab da nicht mehr los. Die Lektüre des gleichnamigen Titels von Prof. Bernhard Grzimek machte ihm deutlich, dass Ostafrika für ihn selbst auch „das Land seiner Modelle“ werden würde.

Bodo Meier, Migration Gnus und Zebras
Bodo Meier, "Great Migration", Aquarell auf Aquarellpapier.

Wildlife Art als eigenständige Kunstform

Bodo Meier bezeichnet sich selbst in Anlehnung an den englischen Begriff „Wildlife Art“, der im Deutschen keine Entsprechung kennt, als Wildlife Artist. So sei er kein reiner Tiermaler, da sein Interesse eben immer auch der natürlichen Landschaft und der Natur insgesamt gelte. Und eben dies umfasse der Begriff.

„Wildlife Art ist eine eigenständige Form der Kunst,
die versucht, die Schönheit,
aber auch die Verletzbarkeit
unserer natürlichen Umwelt abzubilden.”

Bodo Meier, Giraffe
Bodo Meier, Doppelseite aus Skizzenbuch, Aquarell und Bleistift.

Tiere in Aquarell

Bodo Meier lernte als Schüler und später als Student der Kunstpädagogik bei dem Tier- und Jagdmaler Willy Schütz das Handwerk des Aquarellierens. Dieser führte ihn in die Geheimnisse des Aquarells ein, wobei Bodo Meier betont: „Aber diese Technik hat mich erobert, nicht ich sie.“ 
Von Willy Schütz lernte Bodo Meier den freien Umgang mit der Aquarellfarbe und den großzügigen Auftrag von Farbflächen. Die klassischen Motive der Jagdmalerei umfassten dabei das heimische Hoch,- Nieder- und Flugwild. Aber Bodos Meiers Interesse galt von Beginn an der gesamten Tierwelt, auch der Tierwelt außerhalb Europas, sowie den Pflanzen.
Hin und wieder malt Bodo Meier auch in Öl, vielleicht um Abstand zum Aquarell zu bekommen. Außerdem liebe er „den Geruch der Farben und die großen Bildträger“, so erklärt er die Ausflüge in die andere Maltechnik.

Bodo Meier, Giraffen unter Bäumen
Bodo Meier, "Giraffen unter Bäumen", Aquarell in Skizzenbuch.

Die Besonderheiten des Tieraquarells

Das Tier als Motiv setzt bei der Umsetzung viel Übung und Kenntnis voraus. Es bewegt sich in der Regel und verändert dabei ständig seine Position. Bodo Meier betont deshalb, dass Skizzen enorm wichtig seien. Aber ebenso wichtig seien genaue Kenntnisse des Sujets. Kaum zu ersetzen sei die Begegnung mit dem Tier, am besten in freier Wildbahn, erklärt der Künstler. Dann folgt eine
genaue Auseinandersetzung mit der Anatomie und den zoologischen Besonderheiten. Nach dieser Vorarbeit folgen Skizzen, die oftmals noch zusätzlich mit Fotografien ergänzt werden.

Bodo Meier, Elefant
Bodo Meier, "Elefant", Aquarell in Skizzenbuch.

Von der Skizze zum Aquarell

Bevor Bodo Meier mit einem Aquarell beginnt, fertig er daher immer Skizzen an. Er beginnt dabei mit Kreis- und Ellipsenformen, die ihm dabei helfen, die Gestalt des Tiere festzulegen und die Proportionen zu finden. Aus einer Serie von Skizzen kann er eine umfangreiche Bildvorstellung gewinnen. Diese Skizzen bilden dann die Vorlagen für seine Arbeit mit den Aquarellfarben. „Durch diese Arbeitsweise lerne ich mein Modell sehr gut kennen. Dann kann ich das Tier aus
dem Kopf malen. So bin ich auch in der Lage, eine einmal angefangene Darstellung zu Ende zu bringen, wenn das Tier zwischendurch seine Position wechselt.“ Die Skizze muss dabei nicht notwendigerweise eine Bleistiftzeichnung sein. Oft fertigt Bodo Meier auch ein kleines Aquarell an, das dann Skizzencharakter aufweist.
Neben diesen Skizzen sind ihm bei der Umsetzung von Motiven aber auch Fotos von großem Nutzen. „Ich habe ein gutes Gedächtnis für Details, das Besondere, auch für den Gesamteindruck. Aber leider habe ich kein fotografisches Gedächtnis. Ich brauche also meine Fotos, Skizzen, Karten und meine schriftlichen Aufzeichnungen.“

Bodo Meier, Leopard
Bodo Meier, "Leopard", Studie, Bleistift und Aquarell in Skizzenbuch.

Lebendiger Ausdruck im lockeren Farbauftrag

Die Leichtigkeit, die beinahe Schwerelosigkeit des lockeren Farbauftrags gestattet es dem Künstler, das Lebendige seiner Modelle einzufangen und dazustellen. Flüchtende Antilopen oder kämpfende Flusspferde erhalten durch diese Technik ihre Lebendigkeit. „Nicht von ungefähr sind Bilder in
naturkundlichen Führern meist in Aquarelltechnik gemalt“, erklärt Bodo Meier.
Ein entscheidendes Moment sei dabei das Verhältnis von Pigment und Wasser. Besonders schlimm sei zu wenig Wasser! Das führt zu Schlieren und Unsauberkeiten, die das Aquarell verderben. „In meinen Kursen muss ich meine Teilnehmer immer wieder dazu anhalten genügend Wasser zu verwenden. Ein Zuviel an Wasser mag das Aquarell verwässern, aber das ist letztlich nicht so
schlimm wie zu trockenes Malen. In die Feuchte des Wasserauftrages kann ich immer wieder Farbe zufügen. Auf trockenen Flächen ist das problematisch, weil es zu unsauberen Farbüberlagerungen kommt.“ 

Bodo Meier, Vogel- und Pflanzenstudie
Bodo Meier, Vogel- und Pflanzenstudie, Aquarell in Skizzenbuch.

Licht und Farben

Jeder Naturmaler weiß um die Tücken von Licht und Schatten. Wenn Bodo Meier Tiere malt, die er zu unterschiedlichen Zeiten erlebt habe, dann achtet er beim Malen darauf, dass die Licht- und Schattenverhältnisse stimmen.

„Der Kontrast von Licht und Schatten ist ein außerordentliches Spannungselement.”

Seine Farbpalette richtet sich nach den Farben Afrikas; hier überwiegen Braun- oder Ockertöne. Aber auch Grüntöne sind vorhanden. Schöne Grüntöne erzielt Bodo Meier durch Mischen. Auch sei Phthalogrün eine hervorragende Grundlage für helle Gras- und Laubtöne. Ganz sparsam oder nur punktuell könne dieser lebhaft Grünton, so der Künstler, auch rein aufgesetzt werden.

Bodo Meier, Flusspferde am Chobe, Botswana,
Bodo Meier, "Flusspferde am Chobe, Botswana", Aquarell in Skizzenbuch.

Gestalten heißt auch immer Entscheiden

Auf die Frage, was seine gestalterischen Entscheidungen denn beeinflusse, nennt Bodo Meier künstlerische Erwägungen: „Also wie kann ich einen Vorgang, ein Tier auf die begrenzte Fläche des Papiers bringen? Kein noch so großer Malgrund hat einen Rand, der mir die Entscheidung aufzwingt, wie ich diese Fläche gestalte. Das sind Fragen des Komprimierens und / oder des Weglassens.“
Meist gäbe es auch momentane Einflüsse. Mit einem Lächeln erinnert er sich an eine nicht ungefährliche Begegnung mit einem alten Büffel auf einer Fußsafari. „Ein durchaus prägendes Ereignis, das sofort die künstlerische Entscheidung vorwegnimmt.“ Das sei auch der Grund dafür, warum er immer wieder nach Afrika reise, um neue Eindrücke zu bekommen.
Es käme aber auch die Vorstellung hinzu, wie das Bild gestaltet werden könnte. „Wenn das originelle Erlebnis mit der Bildvorstellung in Deckung gebracht werden kann, ergibt das ein „perfektes“ Bild.“

Bodo Meier, Leopard im Baobab,
Bodo Meier, "Leopard im Baobab", Aquarell auf Kaharipapier.

Den Zufall annehmen können

Dabei sei der Zufall, das nicht Steuerbare im Bild, absolut wichtig. Es macht für Bodo Meier den Reiz des Aquarells aus:
Man darf das Aquarell nicht zwingen. Beim Ölbild ist das anders. Da kann ich den Farbauftrag beeinflussen. Das geht beim Aquarell nicht so ohne weiteres. Bis zu einem gewissen Grad entzieht sich das Aquarell dem Steuerbaren. Dann muss man das Bild geschehen lassen.“
Zwischen fertig und nicht fertig gäbe es zudem nur einen schmalen Grad. Ein Rezept dafür, wann ein Werk fertig ist, gäbe es nicht, aber wie für so vieles gelte: „Erfahrung hilft!“

Bodo Meier

Bodo Meier ist Lehrer für Kunst und Biologie in Siegen und arbeitet als Künstler und Illustrator für Zeitschriften und Bücher.
Seit beinahe 20 Jahren leitet er Kurse für Aquarell- und Ölmaltechniken und Tiermalerei.
Seine Tierdarstellungen entstehen auf Reisen, u. a. nach Nordamerika und Afrika, und sind in zahlreichen Ausstellungen zu sehen.

Bodo Meier
(Foto: Volker Sasse)

Bodo Meier

Atelier:
Vor der Hurth 16

57250 Netphen

bodo@bodo-meier.de
http://bodo-meier.de/

Wohnort: 
Peenestr. 9
53127 Bonn

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