„Gefühle- und Gedanken-Beobachterin“: So bezeichnet sich die Künstlerin Gabriele Middelmann gerne selbst. Beides, Gefühle und Gedanken, geben ihr Impulse für die Malerei. Auch aus der Natur zieht sie wertvolle Inspirationen, die sie häufig mit dem Fotoapparat festhält. „Meine Malerei ist Ausdruck meines persönlichen Ist-Zustandes. Sie ist die Sprache meiner Seele, die je nach Bedürfnissen unterschiedliche Dialekte ausbildet”, sagt die Malerin.
“Die Kunst ist ein Schritt vom sichtbaren Bekannten zum verborgenen Unbekannten.”
Khalil Gibran (1883 – 1931)
Die Sprache der Seele und malerische Geologie
Vor vielen Jahren schon sagte mir die Künstlerin im Gespräch einmal: „Ich beschäftige mich mit Oberflächen, damit ich in die Tiefe gehen kann.“ Bis heute steht dieser Satz stellvertretend für den künstlerischen Ansatz von Gabriele Middelmann. Sie beschäftigt sich als Künstlerin wie als Fotografin mit Oberflächenstrukturen und der Frage, was sich hinter diesen sichtbaren Spuren verbirgt. Ohne Oberflächen existieren weder Räumlichkeit noch Tiefe. Alles zusammen bildet das Kernthema ihrer künstlerischen Arbeit.
Mich hat immer die atmosphärische Dichte ihrer Bilder fasziniert. Als Künstlerin stellt sie sich den existentiellen Fragen. Dazu gehören auch die Frage nach den Naturgesetzen und das Thema der Vergänglichkeit aller Materie.
Malerische Gewohnheiten und künstlerische Neugierde
Für Gabriele Middelmann ist intuitives und gleichzeitig bewusstes Malen mit der Acrylfarbe der optimale Zustand, den man als Künstler für den Schaffensprozess erreichen kann.
„Es ist die absolute Balance zwischen Geist, dem Universum und dem ausführenden Organ, der Hand des Künstlers. Der Künstler wird zum Mittler.”
Wenn alles miteinander kommuniziert und im Flow ist, dann sei dieser optimale Zustand erreicht. Dann erhalte man als Ergebnis ein Bild, bei dem alles stimmt und der schöpferische Prozess in sich abgerundet ist, beschreibt sie dieses Zusammenspiel.
Dabei ist ihr eine offene, experimentierfreudige Herangehensweise sehr wichtig. Nur so kann sie sich in ihrer Arbeit immer wieder neue Dimensionen erschließen. Sie nimmt dabei bewusst auch das Risiko des Scheiterns auf sich. Gabriele Middelmann liebt die Entdeckungsreise in die Welt der Techniken und Materialien. Dabei durchbricht sie gern malerische Gewohnheiten.
Acrylfarbe und Mixed Media
Als konstantes Malmittel verwendet die Künstlerin Acrylfarbe. Ihre Mixed-Media-Technik erlaubt es ihr außerdem, die „inneren“ Themen in voller Bandbreite darzustellen. Dafür bevorzugt sie die Collage mit all ihren Facetten und Ausdrucksmöglichkeiten durch die unterschiedlichsten Materialien. Dazu gehören neben Papieren auch Rupfen und die malerische Version von Rost.
Wachsen lassen – das Arbeiten in Schichten
Häufig wählt Gabriele Middelmann auch Materialien erdgeschichtlichen Ursprungs. Vorzugsweise arbeitet sie dann mit Pigmenten, mit Lehm, Sand und Steinmehlen für die Herstellung von Spachtelmassen. Ergänzt werden diese auch mit Fundstücken aus der Natur. Mit diesen erfühlbaren Materialien arbeitet die Künstlerin in ihren Werken eine körperhafte Plastizität heraus. Sie baut ihre Bilder aus vielen Schichten auf. Dabei durchbricht sie immer wieder bereits vorhandene Oberflächenhaut und gestaltet erneut in einem langsamen Reifungsprozess. Auf diese Weise entstehen dreidimensionale Bildräume.
Diese Schichtungen in ihren Werken sind letztlich auch eine Anlehnung an die Natur. So verwendet sie etwa vorzugsweise Lehm, weil dieser in der Trocknungsphase fast schollenhaft auftrocknet und dadurch in seiner nur bedingt kontrollierbaren Rissbildung sehr archaisch wirkt. Als einer der ältesten Werkstoffe in der Menschheitsgeschichte hat dieses Material auch aufgrund seiner mythologischen Geschichte eine besondere Bedeutung für die Künstlerin.
Die Gesetzmäßigkeiten der Natur
Gabriele Middelmann empfindet in ihren Werken die Gesetzmäßigkeiten und Rhythmen der Natur nach. Denn in der Natur sieht sie das perfekte Vorbild für das künstlerische Schaffen. Von daher greift Gabriele Middelmann auch immer wieder organische Formen sowie Form- und Farbkontraste auf, die die Natur ihr vorgibt. Sie orientiert sich an den Gesetzmäßigkeiten der Natur, ohne direkt abbilden zu wollen. Die meisten ihrer Arbeitszyklen verbinden ihre Gedankenwelt mit den Prozessen der Natur.
„Meine Motive sind in mir und werden zusätzlich durch die Prozesse, die ich in der Natur erlebe und beobachte, untermauert.”
Ihre Farbwahl ist auch immer der Ausdruck ihres Gefühls bezüglich ihrer momentan erlebten Umwelt, in der sie sich spiegelt und mit der sie sich auseinandersetzt. Diese Farbwahl ist mal hell, mal dunkel, mal sehr farbintensiv oder auch monoton unbunt.
„Das menschliche Leben verlangt in jedem Moment nach Harmonie und Rhythmus.”
Platon
Brücke zum Bild und feine Zwischentöne
Um die Welt mit ihre Farben, Strukturen und Formen zu erfassen, ist Gabriele Middelmann stets mit der Kamera unterwegs. Der Fotoapparat ist für sie wie eine Brücke zum Bild, die das Außen mit dem Inneren verbindet. Im Ausschnitt verliert ein Motiv häufig seine Gegenständlichkeit. So gibt es den Impuls für ein abstraktes Werk.
Die naturverbundene Künstlerin liebt die feinen Zwischentöne und weniger die Primärfarben. Das Mischen der Farbe und die in vielen Schichten aufgetragenen Farblasuren sind ein ganz wesentlicher Teil ihres malerischen Ausdrucks. Und immer orientieren sich diese Farblasuren dabei an den natürlichen Prozessen in der Natur. Die Lieblingsfarbe der Künstlerin ist der Türkiston, wie er in der Natur auch bei den Oxidationsprozessen von Kupfer vorkommt. Diese Farbe findet sich in den meisten Werken von Gabriele Middelmann in verschiedenen Nuancen wieder.
Botschaften des Sehens
Gabriele Middelmann versteht ihre Bilder als Botschaften des richtigen Sehens. In Zeiten der vielfältigen Bilderflut und in einer Welt, die täglich komplexer wird, schauen viele Menschen zwar hin, sehen aber nicht mehr wirklich. Die grundlegenden Dinge liegen aber meist unterhalb der Oberfläche.
„Ich beschäftige mich mit Oberflächen, damit ich in die Tiefe gehen kann.”
Gabriele Middelmann
Atelier Zeitmaschine
Hauptstr. 2
85777 Fahrenzhausen
Gabriele Middelmann lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin im Norden von München und ist Mitglied der Künstlervereinigung Dachau.
Ihre Arbeiten wurden mehrfach international ausgezeichnet und waren bisher in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Schweiz, Belgien, Italien, USA zu sehen.
Außerdem sind sie in mehreren Galerien international vertreten, sowie in verschiedenen privaten und öffentlichen Sammlungen.
Gabriele Middelmann ist als Dozentin an verschiedenen namhaften Akademien im deutschsprachigen Raum tätig.
Ausstellung 2019
Art Muc
auf der Prater-Insel und dem Isarforum im Deutsches Museum
Nachtbrötchen
Kunstevent Part2Gallery
im Ergo Ipsum in Düsseldorf
27.09. – 29.09.2019
Lange Nacht der offenen Türen
Galerien und Museen in Dachau
Atelier Reiter
Schleissheimer Str. 7 in Dachau
13.9.2019, 19°°- 23°°Uhr
Buchveröffentlichungen
Gabriele Middelmann, Acrylmalerei: Oberfläche – Raum – Tiefe. Christophorus Verlag, Freiburg 2012.
Gabriele Middelmann, Spuren – Strukturen – Oberfläche: Acrylmalerei. Ars Momentum Verlag, Witten 2014.
Gabriele Middelmann, Abstrakte Acrylmalerei: Inspiration – Oberfläche – Bildidee. Christophorus Verlag, Rheinfelden 2016.
Galerie-Vertretungen
Kompatscher Art Gallery an der Hofburg
Brixen, Italien
www.kompatscher.eu
Galerie Thomas Dutoit
Unterentfelden, Schweiz
www.dutoit-rahmenkunst.ch
PART2GALLERY
Düsseldorf
www.part2gallery.de
Galerie Atelier TonArt AG
Hombrechtikon, Schweiz
www.ateliertonart.ch
Arteg Kunstgalerie
Tegernsee, Deutschland
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Kunstschön hat wirklich Klasse. Weiter so !
Ein guter Freund von mir ist auch als Maler tätig. Er sieht es ebenso als Sprache der Seele. Man kann seine ganze Gefühlswelt zum Ausdruck bringen.
Dass der Maler Natur als Vorbild nimmt, kann ich eindeutig erkennen. Ich male in meiner Freizeit auch gerne und verwende viele Kontraste, egal ob in Formen oder Farbe. Ich muss mal in diese Galerie gehen.