Bei ihrer Malerei unterscheidet Ruth Alice Kosnick zwischen zwei grundsätzlichen Vorgehensweisen: das Malen aus der Imagination heraus und das Malen nach einer Vorlage. Gerade die Bilder, die aus der Vorstellungskraft heraus entstehen, unterliegen dabei, so findet sie, bestimmten kompositorischen Gesetzmäßigkeiten. Daher bildet der bewusste Einsatz wesentlicher Regeln der Komposition einen der Kernaspekte ihrer künstlerischen Arbeit.
Malen mit Herz und Verstand
Ich kenne Ruth Alice Kosnick seit vielen Jahren. Und ich kenne sie als eine Künstlerin, die mich immer wieder durch ihre enorme Vielseitigkeit und ungewöhnliche Bandbreite überrascht. Sie liebt das Experimentieren und sie mag sich nicht festlegen.
Ruth-Alice Kosnick ist eine Vollblutkünstlerin, die sich mit Herz und Verstand im Atelier an die Arbeit macht. Dabei setzt sie ihr profundes Fachwissen ganz gezielt ein. Bei der Arbeit reflektiert sie ihr vorgehen immer wieder, um ihre künstlerische Entwicklung weiter voranzutreiben.
Häufig macht sich sich daher die Wellenbewegung im künstlerischen Schaffen bewusst: “Von der Höhe der Inspiration geht es nach einiger Zeit hinunter in ein emotionales Tief.” Aus diesem Tief gibt es aber durchaus einen Ausweg: Arbeit.
“Kunst zu machen ist eng verknüpft mit Inspiration und Freude, aber es ist auch immer eine gute Portion Arbeit, ein Emporsteigen aus dem Tal der Schaffenskrise, Schritt für Schritt, Stufe für Stufe.“
Künstlerische Möglichkeiten
Bereits als Kind habe sie viel gemalt, später in der Schulzeit den Leistungskurs Kunst gewählt und früh erste Kunst-Preise gewonnen, erzählt Ruth Alice Kosnick. Durch ihr zeitintensives Architektur-Studium und die Geburt des ersten Kindes während des Studiums wurde ihr kreatives Schaffen einige Jahre unterbrochen. Erst als ihre Tochter mit etwa drei Jahren sagte: „Mama, kannst du mir einen Elefanten malen“, fing sie wieder mit dem Malen an. Und hat seitdem nie wieder aufgehört.
Ruth Alice Kosnick war und ist sehr schnell von etwas inspiriert und begeistert „von allem Möglichen“, wie sie es nennt. Sie liebt es, mit Werkstoffen aller Art zu experimentieren und probiert gern unterschiedliche Techniken und Malstile aus.
Künstlerische Vielfalt
Die Künstlerin scheint keinen einheitlichen Stil zu verfolgen. Vielmehr wendet sie verschiedene Techniken der Malerei und Druckgrafik an. Außerdem arbeitet Ruth Alice Kosnick auch plastisch, vorwiegend mit Beton und anderen Materialien. So schreibt sie z. B. Texte mit Schmelzklebstoff und formt diese zu Objekten. “Diese „Wortnetze“ faszinieren mich, weil das unsichtbare Wort der Träger eines Inhalts ist, das in meinen Objekten Gestalt annimmt.“
Die Werke der Künstlerin sind in vielen Ausstellungen, vorwiegend in Norddeutschland zu sehen. Außerdem hat sie für ihre Wahlheimatstadt Elmshorn hat sie verschiedene Gezeiten-Projekte entwickelt. Die Krückau, ein tidenabhängiger Gezeitenfluss, weist in der Innenstadt von Elmshorn einen Tidenhub von etwa 2 Metern auf. Diese Besonderheit fasziniert die Künstlerin sehr.
Acrylfarben und Mixed-Media-Techniken
Ihr bevorzugtes Medium sind Acrylfarben, weil sie so vielfältig einzusetzen sind. Für Mixed-Media-Techniken sind sie ideal geeignet. In ihren Werken kombiniert Ruth Alice Kosnick Acrylfarben als Basis mit anderen Medien. Dabei arbeitet sie mit Strukturpasten ebenso gerne wie mit Pappe, Seidenpapier, Tapetenresten und Stoffstücken.
Ihr Malstil ist vorwiegend gegenständlich mit leichten Abstraktionen. Immer ist ihr dabei ein dynamischer Duktus wichtig. Sie liebt einen lockeren, offenen Malstil: Unfertigkeiten und Ungenauigkeiten im Motiv, gerne im Kontrast zu detailliert ausgearbeiteten Bereichen im Bild.
„Ich möchte nicht alles ausformulieren, sondern der Fantasie des Betrachters Raum lassen.”
Verwobene Bilder und das große Ganze
Sogar zwei eigene Techniken hat Ruth Alice Kosnick entwickelt. Sie nennt sie selbst ihr Alleinstellungsmerkmal. Es sind die oben bereits erwähnten “Wortnetze” sowie die „verwobenen Bilder“. Hierfür zerschneidet sie Bilder, die neu zusammengewebt werden. „Sie drücken für mich das Leben aus, das oft in Einzelstücke zerbrochen ist und neu verknüpft ein großes Ganzes ergibt.“
Lieblingsfarbe und Motivphasen
Das Thema Farbe ist ganz zentral für die Künstlerin. Bestimmte Farben machen sie richtig glücklich. Ihre Lieblingsfarbe ist seit vielen Jahren ein helles Türkis.
Spezielle Motiv-Vorlieben hingegen hegt sie nicht, aber Motiv-Phasen schon. So gibt es z. B. Monate, in denen sie nur Bilder von Frauen malt. Zu anderen Zeiten beschäftigt sie sich hauptsächlich mit ungegenständlichen Farbkombinationen auf haptischen Untergründen. Außerdem druckt sie mit Begeisterung: Radierungen, Linolschnitte oder Monotypien aller Art. Und es gibt immer wieder Phasen, in denen sie von bestimmten Medien zu speziellen Themen inspiriert wird.
Nicht ganz herkömmliche Arbeitsweisen
Natürlich entstünden bei ihren Experimenten auch so manche „ Auswüchse“, bekennt Ruth Alice Kosnick. Von diese Bildern duscht die Künstlerin die Farbe kurzerhand einfach mit Wasser ab. Verglichen mit einigen anderen Vorgehensweisen der Künstlerin erscheint das noch herkömmlich. Weniger jedoch, dass sie einige Werke auch mit dem Gartenschlauch abspritzt, bügelt, mit Leim überzieht oder vergräbt und nach drei Wochen wieder ausgräbt. Andere Werke wurden tatsächlich tiefgefroren, um zu sehen, wie die feuchten Farben auskristallisieren. Bilder wurden abgeschmirgelt, im Backofen erhitzt, in Fett getaucht, auseinander geschnitten und verwebt oder mit der Nähmaschine neu zusammengenäht.
„Und … es gab viele Experimente, die selbst nach mehreren Versuchen ganz und gar fehlgeschlagen sind, aber gerade das macht es aufregend und spannend.” Denn das alles ist gelebte künstlerische Vielfalt und bei Ruth Alice Kosnick ganz sicher Atelier-Prinzip. Kunst sei für sie, so sagt sie, “eben auch eine Form der Selbsterkenntnis”.
Ruth Alice Kosnick
Atelier:
Hinterstraße 9
25337 Elmshorn
www.ruthalice-kosnick.de
YouTube: Alice-ART
Workshops im Atelier
Mixed-Media-Aktzeichnen
26. – 27.10.19, 10 – 17 Uhr
Flower-Power – Dynamische Acrylmalerei
16. – 17.11.19, 10 – 17 Uhr
Gelatine-Druck
07. – 08.12.19, 10 – 17 Uhr
Ausstellungen
“Vorheriges”
Kunstkreis Preetz
Malerei, Grafik, Plastiken
zusammen mit Ulrike Koch,
18.08. – 08.09.19
Vernissage: 18.08.19, 11 Uhr
Gasstraße 5,
24211 Preetz
“Verwobenes”
Kunstverein Elmshorn
12.01. – 02.02.2020
Vernissage: 12.01.2020, 11 Uhr
Torhaus – Probstendamm
25335 Elmshorn
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