Kein anderes Buch von Joseph Rudyard Kipling ist so bekannt wie „Das Dschungelbuch“, das Walt Disney mit der Geschichte Mowglis als Trickfilm 1967 zu weltweitem Erfolg verhalf. Auch ich bin mit diesem Trickfilm aufgewachsen. Mein Vater spielte den Film mit Begeisterung auf jedem Kindergeburtstag. Also muss auch er ein Fan gewesen sein: von dem Lebenskünstler Baloo oder von dem klugen Bagheera, dem sozialen Wolfsrudel und der disziplinierten Elefantenkohorte.
Um es also kurz zu machen – ich habe die Dschungelbücher mit ihren exotischen Figuren, den beispielhaften Charakteren und den Gesetzen des Dschungels einfach geliebt.
Geschichten vom Überleben in der Natur – Die Dschungelbücher
Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass es eigentlich mehrere Geschichten mit exotischen Tieren in fernen Lebensräumen sind, die Joseph Rudyard Kipling in „Die Dschungelbücher“ erzählt hat. Es sind die Geschichten von der weißen Robbe, von Rikki-Tikki-Tavi, dem wahren Mungo und von Toomai. Diese Geschichten handeln vom Kämpfen und Überleben in der Natur und wurden schon zu Kiplings Lebzeiten zum Bestseller. Denn Kipling, der seine frühe Kindheit in Indien verbrachte und dorthin als Jugendlicher auch zurückkehrte, entführt den Leser seiner Kurzgeschichten in ferne exotische Welten mit unberührter Natur. Darin zeigt er ein Leben von Mensch und Tier gemäß den Gesetzen der Natur. Zwar kommt der Originaltext kommt nicht so leichtfüßig daher wie Disneys Dschungelbuch. Aber Kiplings Kurzgeschichten über ein Leben im Einklang mit der Natur können auch für den Leser von heute Wegweiser sein. Ohne Beschönigung und Idealisierung.
Die Dschungelbücher auf der Creative World
Nun habe ich kürzlich eine überraschende Ausgabe der Dschungelbücher auf der Creativeworld in Frankfurt entdeckt. Mit 17 farbigen, faszinierenden Illustrationen zum Herausnehmen ist das im Januar erschienene Bildkartenbuch wirklich eine Besonderheit. In Kombination mit berühmten Textstellen der Originalfassung enthält die Ausgabe 17 heraustrennbare Seiten mit Illustrationen des Künstlers Gabriel Pacheco. Dabei taucht er tief die unberührte Natur der Kipling-Geschichten ein. So entwickeln Gabriel Pachecos Illustrationen einen ganz eigenen Zauber und eine ganz besondere Farbgebung. Daher ist man als Betrachter absolut gebannt. So glaubt man den Ruf der Urwaldvögel und das Schwirren der Insekten zu hören. Und meint zudem den süßlich-morbiden Duft der Vegetation oder die salzhaltige Luft wahrzunehmen.
Illustrationen zum Heraustrennen
Die Bohem-Ausgabe setzt statt einer vollständigen Fassung der Kurzgeschichten auf prägnante Textstellen und einzelne Szenen. Auf der Rückseite der Bildtafeln finden sich zweisprachig in deutscher und englischer Fassung die dazugehörigen Text-Zitate.
Normalerweise würde mir der Gedanke, ein Buch auseinanderzutrennen, ganz und gar nicht behagen. Aber hier darf, ja muss es sein! Man kann die großformatigen Bildtafeln mit den wunderschönen Illustrationen einfach entnehmen und rahmen lassen. Durch die Publikation der Dschungelbücher als eine Art großformatiges Kunstkartenbuch kann man die wunderbaren Kunstwerke lange und intensiven betrachten. Sie im Buch zu behalten wäre wirklich viel zu schade gewesen!
Die Dschungelbücher
Rudyard Kipling,
herausgegeben von Katharina Große-Hülsewiesche,
illustriert von Gabriel Pacheco,
Hardcover, vollfarbig,
18 Seiten, mit heraustrennbaren Bildseiten,
29 x 41 cm
Bohem Press
ISBN 978-3- 95939-062-0
59,95€
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