Die Künstlerin Anke Gruss hat bereits in ihrer Kindheit mit dem Malen begonnen. Das geht vielen von uns so, nur dass Anke Gruss diese Neigung weiterverfolgt hat.
Faszination des Lichts –
Anke Gruss im Gespräch
Nach Ihrem Studium der Kunsttherapie/-pädagogik und einem anschließenden Studium für Grafikdesign schloss sich die Arbeit als freischaffende Künstlerin nahtlos an. Anke Gruss verbindet Ihre Malerei zudem seit 2001 bereits mit einer umfassenden Lehrtätigkeit an verschiedenen Akademien und Kunsthochschulen und kontinuierlichen Ausstellungen.
Vom naturalistischen Stil zur freien Formsprache
Geprägt haben Anke Gruss nach eigener Aussage besonders ihre Reisen nach Norwegen. Daher verwundert es nicht, dass das Spiel von Licht und Atmosphäre ein Kernthema ihrer Kunst ist.
„Ich versuche, das Licht in meiner Malerei einzufangen. Hierzu nutze ich viele Farblasuren, die ich übereinander lege und die sich optisch mischen. Das ergibt eine ganz besondere Farbtiefe.”
Künstlerische Flexibilität
Anke Gruss malt dabei ganz unterschiedliche Lichtstimmungen, und sie wählt hierfür je nach Lichtsituation die dazu passende Technik in Aquarell, Öl, Tempera und teilweise auch in Acryl.
Außerdem passt sie ihren Stil dem gewählten Thema an. So bildet Anke Gruss je nach Motiv naturalistisch ab oder wählt eine freiere Formensprache. Beispielsweise bei Stadtbildern, bei denen es ihr hauptsächlich um die vielen grellen Lichter ankommt, löst sich dann ihr ursprünglich naturalistischer Stil immer stärker in semiabstrakte Farbflächen auf. Genau in dieser Flexibilität sieht die Künstlerin auch die Besonderheit in ihrer Malerei und bringt den Vergleich mit einem Musiker, der zu sich sagt „Das Thema spiel ich lieber jazziger.“
Lichtbilder erschaffen
Neben dieser Flexibilität in der Technikwahl ist das Thema Farbe Anke Gruss besonders wichtig. Dementsprechend spielt für sie der Umgang mit Farbkontrasten, Farbflächen und Tonwerten eine ganz große Rolle: „Man sollte sein Handwerk beherrschen, dann kann man mit der Farbe spielen“. Indem Anke Gruss immer wieder zarte Lasuren übereinanderlegt, gelingen ihr wunderbar atmosphärische Werke mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten und spannendem Licht.
Ihre Lieblingsfarbe zur Zeit ist Gelb /Gelborange, gerne auch in Kombination mit kontrastreichem Azur- bzw. einem tiefen Blau. Und sie fügt hinzu:
„Ich möchte Lichtbilder schaffen, mal ganz ruhig, mal bewegt, die verzaubern und den Betrachter ins Bild ziehen.“
Ihren Bildern gehen immer Skizzen voraus. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Tonwertskizzen, um die verschiedenen Lichtsituationen auszuloten und um dadurch die Bildaussage nach ihren Vorstellungen gestalten zu können.
Purismus bei der Wahl der Malmittel
Auch wenn Anke Gruss in Farbkontrasten und Tonwerten schwelgt, bei der Wahl ihrer Malmittel und Werkzeuge ist sie puristisch – „je puristischer je lieber“. Am liebsten arbeitet sie nur mit Bleistift, Pigment, Wasser, Bindemittel und Pinsel.
Muse auf vier Pfoten
Als Muse dient ihr zu Hause ihre Katze. Wenn diese ruhig neben ihr liegt, kommt die Künstlerin in den Flow (Anmerkung der Redaktion: angesichts der schlafenden Katze auf meinem Schreibtisch gut nachvollziehbar).
Ihr Atelier wiederum gibt der Künstlerin die Arbeitsatmosphäre, die sie braucht. Zudem bietet es Anke Gruss die Möglichkeit, Ihre Werke in kleinen Atelier-Ausstellungen auch immer wieder Interessierten zugänglich zu machen.
Angst als „Kreativfresser“
Anke Gruss ist der festen Überzeugung, dass jeder Mensch kreativ ist und über ein kreatives Potential verfügt. Und sie glaubt, dass es letztlich jegliche Form von Angst ist, die sich als absoluter „Kreativfresser“ entpuppt. Angst entsteht im Kopf, Mut zur Kreativität aber genauso.
„Wenn wir ein angstfreies Leben leben könnten, ich meine kein leichtsinniges Leben, sondern ein angstfreies, dann könnten wir unser Potential wirklich ausleben.”
Der Gedanke der Künstlerin ist dabei keineswegs neu. Es ist ein alter Menschheitstraum, und schon die Utopien eines Thomas Morus und noch mehr die der Frühsozialisten des 19. Jahrhunderts hatten vor allem eines zum Ziel: freie Zeit zur Verwirklichung des Individuums. Ein erfülltes Leben frei von Angst, um seinen Individualismus zu leben, welch schöner und lebenswerter Gedanke!
Kreativität als Grundzug
Für Anke Gruss jedenfalls sind es Sorgenfreiheit und Gelassenheit in Verbindung mit einer tragfähigen Idee, die ihr die Tür zur Kreativität öffnen. Wobei sie erklärend anfügt „Ich glaube jeder sollte seiner Berufung folgen, dass muss nicht unbedingt Kunst sein. Ich denke man kann auch als Buchhalter kreativ sein und seinen Beruf mit Leidenschaft leben. Nur leider wählen heute so viele Menschen ihren Beruf nach Sicherheit und Geld, kündigen innerlich dann ihren Beruf und träumen von Dingen, die sein könnten …
Kunst wird zur Projektionsfläche von Freiheit und Glück.”
Kunst macht Arbeit und braucht Mut
Anke Gruss macht deutlich, dass Kunst und Malerei keineswegs ein Hort der Glückseligkeit sind. Sie machen, ernsthaft betrieben, genauso viel Arbeit wie andere Berufe. Es geht hier oft auch um eine Lebenseinstellung, die sehr viel von dem Einzelnen abverlangt. Es gibt gute wie schlechte Momente. Was es dabei aber unbedingt braucht, ist Mut, sich immer wieder neu zu erfinden. Das ist tatsächlich etwas, was man von Künstlern/innen lernen kann: authentisch sein und immer wieder aus sich selbst heraus Mut zu fassen. Denn ob sich der eigene Horizont erweitert oder verengt, hängt nicht zuletzt auch davon ab, ob man den Mut aufbringt, sich auch einmal aus der eigenen Komfortzone herauszubewegen.
Nie den Humor verlieren
Anke Gruss betont, dass man in der Kunst auch nie den Humor verlieren sollte, wie überhaupt in jedem anderen Beruf auch. Sie betont damit den Wert einer positiven Grundhaltung und gibt diese Einstellung in ihren Kursen und auf Malreisen weiter, um die Teilnehmer auf neue kreative Wege zu führen.
Anke Gruss
Atelier 10/KulturBäckerei
Dorette-von-Stern-Strasse 2
21337 Lüneburg
ankegruss@gmx.de
Ausstellungen
zweimal jährlich in der KulturBäckerei in Lüneburg,
weitere Informationen auf www.ankegruss.de
Werke
bei den Online-Galerien Singulart und Ars mundi ansehen und erwerben
Malreisen
buchbar über www.artistravel.eu/dozenten/anke-gruss.html
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Das Geheimnis liegt in der Unschärfe.
Das stimmt! So wirkt der Lichtschein im Bild diffus und atmosphärisch.