Pastelle – Grenzgänger zwischen Malen und Zeichnen

Pastelle faszinieren durch ihren samtigen Auftrag und ihre ungeheure Farbtiefe. Schon allein den Anblick einer Schachtel mit Pastellen, fein säuberlich nach Farbtönen angeordnet, empfinde ich als ästhetisches Erlebnis.

„Es gibt nur wenige Dinge, die so viel Freude bereiten, als an einem schönen Tag mit einer Schachtel Pastellen in der Natur zu sitzen und zu malen. Pastell ist jedoch keine leichte Technik. Sie verlangt besonders vorsichtiges Zeichnen und Komponieren … .” 

Simon Fletcher

Unmittelbare Malerfahrung

Die pudrigen Pastelle bieten ein unmittelbares Ergebnis: Man muss nicht auf das Trocknen der Farben warten und die Farbtöne verändern sich nicht durch Trocknungsprozesse, wie dies unter Umständen bei flüssigen Farben der Fall ist. Grundierungen und Untermalungen sind in der Regel nicht erforderlich. Die Farben müssen nicht angemischt oder verdünnt werden, sondern sind direkt zu verwenden. Man muss keine Pinsel reinigen, nur hin und wieder die Finger an einem Lappen abwischen.

Verschiedene Pastellkreiden - herkömmliche Pastellkreiden, dickere und dünnere Ölkreidestifte
Verschiedene Pastelle - herkömmliche Pastelle, dickere und dünnere Ölkreidestifte, wasservermalbare Farbkreiden (Foto: ©Frank Schuppelius)

Pastelle eignen sich auch wunderbar für das Malen im Freien oder unterwegs, denn sie sind leicht, gut zu transportieren und man benötigt eigentlich kein weiteres Material. Natürlich empfiehlt sich eine Mappe, in der man die Bilder aufbewahren kann. Bei mehreren Bildern sollte man unbedingt unbemalte Blätter zwischen die Bilder legen, damit sie nicht aufeinander abfärben.

Harte und weiche Pastelle

Bei Pastellen unterscheidet man zwischen weichen und harten Pastellen. Sie bestehen neben den eigentlichen Farbpigmenten aus Bindemittel, z. B. Gummiarabicum, und Kreide oder Tonerde als Füllstoff. Diese Bestandteile werden mit Wasser zu einem Teig angerührt – daher die Ableitung des Begriffs Pastell vom italienischen pasta für Teig.
Weiche Pastelle, auch Softpastelle genannt, enthalten weniger Füllstoffe als harte Pastellkreiden. Dadurch weisen sie einen höheren Pigmentanteil auf als harte Kreiden. Sehr weiche Pastellkreiden enthalten häufig sogar gar keine Füllstoffe und sind daher äußerst farbintensiv.
Harte Pastelle bestehen ebenso wie die weichen aus Pigmenten, Bindemittel und Kreide, nur ist die Konsistenz dichter. Mit ihnen kann man besser zeichnen als mit weichen Kreiden, das sie feine Linien und kleinere Details ermöglichen. Durch den höheren Bindemittelanteil sind sie auch bruchfester als die weichen Kreiden und können z. B. mit einem Messer angespitzt werden.

Pigmente, aus dem Atelier von Gerhard Fietz, Künstlergruppe ZEN49,
Pigmente (Foto: aus dem Atelier von Gerhard Fietz, Künstlergruppe ZEN49, ©Albrecht Fietz from Pixabay)

Ölpastelle

Außerdem gibt es Ölpastelle. Hier fungieren z. B. Mineralwachse, Bienenwachs und / oder Mohnöl als Bindemittel. Dadurch entsteht eine andere Konsistenz als bei harten oder weichen Pastellen. Ölpastelle erinnern eher an die Wachsmalstifte, die man aus der Kindheit kenn. Die Konsistenz ist fest, kann aber einen cremigen Auftrag ergeben.
Durch die Art der Bindemittel haften Ölpastelle im Gegensatz zu harten und weichen Pastellen auch auf glattem Papier. Sie lassen sich aber schlecht mischen.
Aufgrund dieser Eigenschaften gehen wir hier nicht näher auf Ölpastelle ein.

Ölpastelle
Ölpastelle (Foto: ©Frank Schuppelius)

Mit Pastellen zeichnen

Den Farbauftrag der Pastelle kann man wunderbar variieren, zarter oder dicker, je nach gewünschter Farbwirkung. Außerdem kann man die Farben, besonders mit weichen Pastellen, „lasierend“ auftragen: Legt man verschiedene Farben vorsichtig übereinander, entsteht eine einzigartige Tiefenwirkung.
Zeichnen kann man sowohl mit weichen als auch mit harten Pastellen.
Harte Pastelle ermöglichen einen präzisieren Auftrag, weshalb sie eher für Linien und Schraffuren geeignet sind als weiche. Setzt man in einer Schraffur feine Linien dicht nebeneinander oder überlagert sie zu einer Kreuzschraffur, entstehen texturierte Farbflächen. Unterschiedliche, übereinander gelegte Farbtöne verschmelzen optisch zu einem neuen Ton. Durch sanfteren Druck erreicht man weiche Farbübergänge, während mit den Kanten der eckigen Kreiden scharfe Linien gezogen werden können.
Die Zeichenspuren der weichen Pastelle sind eher dicker und sanfter konturiert. Sie bieten sich für spontane, bewegte Linien an, die durch Verblenden mit den Fingern oder dem Papierwischer ins Flächige und Malerische übergehen können.

Verschiedene Pastellkreiden in einer Schachtel
Verschiedene Pastelle, meist Ölpastelle, in einer Schachtel (Foto: ©Frank Schuppelius)

Mit Pastellen malen

Wie schon angedeutet, eigenen sich weiche Pastelle eher für die malerischer Anwendung als harte. Durch ihre pastose Konsistenz kann der Farbstaub auf dem Papier verrieben werden, sodass Farbflächen entstehen. Mit weichen Pastellen erreicht man schon mit sanftem Druck einen satten Farbauftrag.
Farben kann man direkt auf dem Papier mischen oder ineinander „fließen“ lassen, indem man Farbschichten übereinander legt und mit dem Finger verreibt.
Auch mit weichen Pastellen lassen sich Schraffuren und kräftige Linien anlegen, die die Komposition eines eher flächigen Pastellbildes beleben.
Generell erhält man durch nicht vermaltes oder verwischtes Pastell einen unebenen, gebrochenen Auftrag. Der Farbton des Papiers oder einer Untermalen scheint hindurch. Dieser pastelltypische Effekt kann sehr reizvoll in die Bildkomposition einbezogen werden. Sehr wichtig für diese Wirkung ist die Papierkörnung: je rauer, desto granulierter ist der Auftrag, weil die Kreide an den Erhöhungen des Papiers haftet, die Vertiefungen aber nicht erreicht.

Eckige Pastellkreiden
Eckige weiche Pastelle (Foto: ©Cinthya Liang from Pixabay)

Papier

Für die Pastellmalerei gibt es spezielle säurefreie, hochwertige Künstlerpapiere. Sie haben eine raue Oberfläche, auf der die Pigmente gut haften können und so eine weiche, samtige Fläche bilden.
Diese Papiere gibt es in unterschiedlichen Tönungen, sodass der Untergrund als gestalterisches Element in die Bildkomposition einbezogen werden kann.

Arbeitsplatz

Bei Zeichnen und Malen mit Pastellen entsteht viel Farbstaub, feine Farbpartikel, die sich ablagern und auf die Umgebung abfärben können. Daher sollte man die Arbeitsplatz mit eine weichen, flauschigen Material, z. B ein Frotteehandtuch oder eine alte Fleecedecke abdecken. Darauf platziert man dann ein glattes Brett als Unterlage für das Pastellpapier.
Zum Abwischen der Hände zwischen den Farbaufträgen eignet sich ein altes Frotteehandtuch, das man sich über den Schoß legt.

Pastelle, aus dem Atelier von Gerhard Fietz, Künstlergruppe ZEN49
(Foto: aus dem Atelier von Gerhard Fietz, Künstlergruppe ZEN49, ©Albrecht Fietz from Pixabay)

Grundausstattung

Weil man Pastelle nicht wie flüssige Farben durch Verrühren miteinander zu neuen Farbtönen vermischen kann, bietet der Handel Pastelle in einer sehr vielfältigen Farbauswahl.
Zum Einstieg sollte man zu einem schon recht umfangreichen Satz greifen. Die angebotenen Pastellsätze enthalten meist die Grundfarben und ihre Abtönungen mit Weiß bis hin zu sehr hellen Tonwerten.
Pastelle sollten in der Schachtel, in der sie gekauft wurden, aufbewahrt werden, damit sie nicht zerbrechen. Außerdem gibt es spezielle Leerkästen mit Schaumgummifächern.
Verwischen kann man die Pastellfarben sehr gut mit den Fingern. Weiche Tücher sind hier ebenfalls hilfreich. Und für feinere Details oder Strukturen eignen sich im Handel erhältliche Papierwischer aus zusammengerolltem saugfähigen Papier mit kegelförmiger Spitze.
Die fertigen und sehr empfindlichen Pastellbilder sollte man mit einem Fixativ besprühen, damit die Farbpartikel besser auf dem Untergrund haften und nicht so leicht verwischt werden können. Hierfür gibt es z. B. Sprühfixative im Handel.

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