Tiere – lebendiger Ausdruck in Pastell: Im Gespräch mit Claudia Budana

Intensive Farben, unmittelbarer Ausdruck und die gekonnte Verbindung von Abstraktion und Gegenständlichkeit zeichnen die Tierbilder von Claudia Budana aus. Meist sind es Pastellbilder, in denen die Tiere wach und lebendig zu sein scheinen – trotz oder vielleicht gerade wegen der oft verfremdeten Farbigkeit.

Die Faszination von Farbintensität und Haptik

Dass Kunst einmal eine so große Rolle im Leben von Claudia Budana spielen würde, war alles andere als offensichtlich. Schließlich fiel sie in der Oberstufe ausgerechnet im Kunst-Leistungskurs durch. Fortan wollte sie mit Malerei nichts mehr zu tun haben. Bis sie im Dezember 2020 bei eine Freundin zu Besuch war. Dort lagen Pastellkreiden auf dem Tisch.

„Die Farbintensität und die Haptik der Kreiden haben mich sofort in ihren Bann gezogen.“

Gleich am nächsten Tag kaufte sie Pastellkreiden und entsprechende Papiere und stürzte sich in ihr künstlerisches Abenteuer. Die notwendigen Techniken erschloss sich Claudia Budana dabei zunächst durch Online-Tutorials.

Eine Form für die Farbe

Ihre ersten Bilder waren eher abstrakt, doch das entsprach nicht ihrem Darstellungsbedürfnis und passte für sie auch nicht zum Ausdruck und zu den Möglichkeiten dieser samtigen Farben. Also folgten Landschaftsbilder, um sich in Richtung Gegenständlichkeit zu bewegen. Dabei wurde ihr bewusst, dass es ihr gar nicht auf das Motiv ankam, das sie mit den Farben zu Papier brachte. Denn für sie spielte das Farbmaterial Pastell die Hauptrolle. Das Motiv sollte lediglich eine Form für die Farbe bieten, sodass diese ihre maximale Leuchtkraft entfalten konnte. 

„Letztlich geht es für mich bei der Malerei immer nur darum, in die Farben einzutauchen, sie mit allen Sinnen wahrzunehmen.“

Lebendige Augen

Neben der Pastellmalerei spielen Tiere im Leben von Claudia Budana eine wesentliche Rolle. Zur Familie gehören ein junger rumänischer Straßenhund, seit immerhin schon 26 Jahren ein Pferd sowie mehrere Kaninchen. „Wir sind also ein Fast-Zoo“, meint sie lächelnd.
Da scheint es also nur folgerichtig, dass sich der Fokus ihres künstlerischen Werkes auf Tiere verlegte. Mittlerweile malt sie zum größten Teil Tiere.

„Mich fasziniert an der Tiermalerei, die Augen lebendig werden zu lassen und den Rest dann wieder zu abstrahieren.“

Und in der Tat: Obwohl sie häufig eine verfremdete Farbgebung einsetzt, überzeugen ihre Tierbilder durch einen äußerst lebendigen Ausdruck. Meist schauen einen die Tiere direkt an und nehmen so Kontakt mit dem Betrachter auf. So entsteht eine intensive, unmittelbare Kommunikation. Und auch wenn die Tiere in die Ferne zu blicken scheinen, bilden ihre Augen doch einen eindrucksvollen Fokus im Bild. Sie sind der erste Blickpunkt, und die Umgebung ist meist völlig abstrakt.

Pastell auf Aquarell- oder Acrylgrund

Streng genommen handelt es sich bei vielen der Bilder von Claudia Budana nicht um reine Pastellbilder, denn häufig setzt sie Aquarell- oder Acrylfarbe als Grundierung ein. Das gibt ihr eine große Gestaltungsfreiheit, denn so ist sie unabhängig von fertig vorgefärbten Pastellpapieren, die es nur in bestimmten Farben und Formaten gibt.

Pastelle muten nicht nur durch ihre samtige Optik haptisch an, sie sind es im Malprozess auch tatsächlich. Schließlich sind die Finger Pastell-typischerweise das wichtigste Hilfsmittel. Dazu kommen noch Schwämme, fester Schaumstoff und Pinsel – diese hauptsächlich für den Auftrag der Grundierungen.

Um feine Linien zu erzeugen, verwendet Claudia Budana neben den Seitenkanten härterer Pastellkreiden auch diverse Pastellstifte, die es erlauben, Feinheiten im Detail auszuarbeiten. Nach Fertigstellung der Bilder werden diese mit einem Fixativ besprüht, so dass die Kreiden besser auf dem rauen Untergrund haften bleiben. Hier ist größte Vorsicht geboten, denn anhängig davon, welches Fixativ man verwendet, verändert man die Strukturen im Bild oder gar die Farbintensität. Vor allem Letzteres ist i.d.R. natürlich nicht gewollt.

Unkomplizierte Kunst

Ein Atelier? Das braucht Claudia Budana nicht. Für sie genügen ein Tisch – meist am Abend der Esstisch – und Pastellkreiden. Auch eine bestimmte Umgebung oder Stimmung ist nicht notwendig.

„Liegen Pastellkreiden um mich herum, ist das Atmosphäre genug.“

Das macht ihr Kunst so unkompliziert und setzt die Hemmschwelle, zur Farbe zu greifen, deutlich herab. Schließlich braucht es so keinen eigenen Raum oder separaten Arbeitsplatz und auch nicht viel Platz für das Material.

Die Erlaubnis zu scheitern

Jeder Mensch ist kreativ, meint Claudia Budana. „Ein befreiter Kopf, ein Kopf der nicht bewertet, entfesselt Kreativität.“ Dazu gehöre, dass man die Sorge loslassen müsse, dass man scheitern könnte. Man sollte sich also auch ruhig erlauben, dass ein Bild auch einmal in der Mülltonne landen darf. Schließlich erhöht der unbedingte Wunsch, ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen, den Druck dermaßen, dass ein Scheitern sehr viel wahrscheinlicher wird. Nur wenn man sich vor dem Malen selbst die Erlaubnis erteile, scheitern zu dürfen, kann man sich befreit auf die Erfahrung einlassen und in den kreativen Flow kommen.

„Im Vordergrund muss immer die Freude am Farberlebnis stehen, unabhängig vom eigentlichen Ergebnis.“

Nächste Ausstellung: Januar – April 2023

“Gulliver”
Trankgasse 20 (Bahnbogen 1)
50667 Köln

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6 Antworten auf „Tiere – lebendiger Ausdruck in Pastell: Im Gespräch mit Claudia Budana“

  1. Die Katze gefällt mir sehr, sehr gut. Auch die anderen Bilder sind sehr schön. Vor einigen Wochen habe ich die Pastellstäbchen für mich entdeckt. Vorher habe ich viel mit Acryl gemalt, will jetzt jedoch unsere neue Küche und das neue Waschbecken schonen. Da sind Pastelle besser geeignet.

    1. Das wunderbare an den Pastellen ist, dass man im Nachhinein immer wieder Farbpigmente an Klamotten, in den Ritzen vom Tisch oder unter den Stuhlbeinen findet 😉 – aber es stimmt, das Waschbecken bekommt man deutlich schneller und leichter sauber. VIEL FREUDE beim Malen :-)!!

  2. Diese Tierbilder sind sehr ausdrucksstark.
    Vielen Dank für diese tolle Inspiration in Wort und Bild.
    Meine Pastellfarben sind bis dato noch nie auf irgendein Papier “gewandert”, das wird sich jetzt ändern.

    1. Ich schließe mich den Kommentaren gerne an. Die Tiere „leben“ gerade durch die Un-perfektion. Farbenfroh, belustigend und einfach ansprechend. Kompliment dazu, vor allem, da Claudia erst seit 2 JAHREN malt👍🏼
      Aber auch die Texte finde ich toll – motivierend weil das Malen so unkompliziert vonstatten geht. Das ermutigt auch mich , einfach mal zu machen. Unabhängig von der Umgebung und auch mit dem eigentlich einfachen Material. Danke dafür und liebe Grüße aus Krefeld. C. G.

      1. Genau, einfach machen! Manchmal denke ich auch tagelang über ein Bild nach, nur um nachher festzustellen, dass ich etwas völlig anderes gemalt habe, als ich eigentlich dachte. Ich habe mich mal tagelang auf das Malen eines Zebras “vorbereitet” (= darüber immer mal wieder nachgedacht), nur um anschließend einen Elefanten zu kreieren. Und der sollte dann wiederum Blau mit pink-gelbem Hintergrund werden, endete dann aber in einer so derart anderen Version, dass ich am Schluß laut über mich selber lachen musste! Irgendwie malt unser Kopf das eine und das Herz, dem offensichtlich der Rest des Körpers gehört, was anderes…

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