Für Wilhelm Fikisz haben Maler anderen Menschen gegenüber einen großen Vorteil: „Sie können nämlich die Welt so sehen, wie sie sie wollen“, erklärt er mit einem Schmunzeln. “Sie können sie gar verändern und sie zeigen dem Betrachter die Welt, wie sie ihnen gefällt.“
Verfremdung ist daher das Schlüsselthema und Wilhelm Fikisz wagt sich dementsprechend mit dem Mut des Künstlers in das Reich der Fantasie vor. Aus der betrachteten und wahrgenommen Realität heraus entwickelt er mit Begeisterung eigene Bilder.
„Es heißt, dass ein gemaltes Bild der Spiegel der Seele sein soll. Ich würde sagen, es ist der Spiegel unserer Fantasie.”
Leidenschaft und Fantasie
Bei seinen Werken, die sich aus eben diesem Spiel der Fantasie ergeben, geht der Künstler gezielt auf eigene Wege. Virtuos setzt er dabei sein Gefühl für Farben im Werk um und überrascht mit stimmigen wie auch seltenen Farbkombinationen gleichermaßen. Zugute kommen ihm beim Verweben der Farben auch seine frühen Berufsjahre in verschiedenen Grafikbüros und seine Ausbildung in der Abteilung Textilgrafik in Salzburg.
Die andere wichtige Komponente und Grundvoraussetzung seiner künstlerischen Entwicklung sieht Wilhelm Fikisz von jeher in der Leidenschaft für das Künstlerische und Kreative.
„Leidenschaft muss man nicht suchen, sie ist in einem, spürbar und mit solcher Kraft, dass man sich ihr nicht entziehen kann und das ganze Leben danach aus- und einrichtet.”
Die Komponenten des Aquarells
Neben den Farben selbst erachtet der Künstler das Aquarellpapier, den Malgrund selbst also, als die wohl wichtigste Komponente bei der Aquarellmalerei. Kennzeichnend für Wilhelm Fikisz ist dabei seine enorme Freude am Experiment. Bei aller Unterschiedlichkeit in Formaten und Herstellern ist für ihn jedoch die Stärke der Blätter das verbindende Element. Es ist ihm besonders wichtig. Dementsprechend malt Wilhelm Fikisz auch fast ausschließlich auf Blättern der Mindeststärke von 300g/m2. Meistens greift er sogar zu einer Grammatur von 400 g/m2 oder 600g/m2. Und ich kenne auch Aquarelle von ihm auf handgeschöpften, extrem saugfähigen Papier aus Indien.
Phasenweise bevorzugt der Künstler deutsche Hersteller, dann wieder arbeitet er vermehrt auf italienischen, französischen oder englischen Papieren. Nur festlegen mag er sich dabei nicht.
„Die Wahl des Blattes bestimmt manches Mal auch das Motiv: Da wären zum einen die reinen Landschaften, bei denen ich die Farben fließen lassen kann und bei denen es mich nicht stört, wenn diese ineinander quellen und verlaufen. Bei den urbanen Themen hingegen ist der Strich wichtig, weil die Abgrenzungen Spannung erzeugen.“
Eine Frage der Größe
Auch die Größe eines Blattes oder Bogens spielt bei der Wahl des Motivs eine nicht unbedeutende Rolle. Vermehrt hat sich Wilhelm Fikisz in letzter Zeit dem kleinen Format gewidmet. Diese kleinformatigen Werke sieht er als eine ganz besondere Herausforderung an, denn die Umsetzung von Motiven auf kleinen Blättern lässt kaum Korrekturmöglichkeiten zu.
„Kleine Blätter sind gute Übungen für die Arbeiten an den größeren Bögen; die wiederum erfordern sehr viel Fantasie“. Wobei Wilhelm Fikisz betont, dass auch kleine Formate in ihrer Aussagekraft bestehen können müssen.
Der Aquarellreisende
Müsste ich den Künstler Wilhelm Fikisz mit einer Kernbeschreibung belegen, würde ich es mit dem Leitsatz „Neues entdecken“ versuchen.
Denn Wilhelm Fikisz liebt es, sich von traditionellen Denkprozessen und Vorgehensweisen bewusst zu lösen. Neues zu wagen – sei es in Form von außergewöhnlichen Farben oder durch die Wahl besonderer Materialien – ist ihm wichtig. Er möchte gerne neue Prozesse auslösen. Wilhelm Fikisz ist ein Aquarellreisender, sei es im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinne.
„Am liebsten würde ich dann einfach drauf los malen und frei von Zwängen der „Schönmalerei“ den Kampf ansagen. Dabei entfesseln sich in mir so manche Stürme.”
Wilhelm Fikisz ist also durchaus ein „sturmgeplagter“ Aquarellreisender. Die Wahl des richtigen Motives ist und bleibt also dabei ein schwieriger Prozess.
Das richtige Motiv
„Wenn ich mich auf Motivsuche bin – und ich befinde mich fast permanent in diesem Zustand – fahre ich an unzähligen Orten, Städten und Landschaften vorbei. Plötzlich verspüre ich dann dieses unglaubliche Gefühl. Einen starken Drang, diesen Ort eingehender zu betrachten.”
Wilhelm Fikisz beschreibt die Motivsuche in der Folge dann als eine Art „Jagd“ nach dem besten Standort, nach der optimalen Position. Alles muss dann für ihn stimmen, sonst bricht er kategorisch ab. Doch hat er sich einmal entschieden, kann ihn nach eigener Aussage „nichts mehr davon abbringen, das Motiv tatsächlich umzusetzen.“
Der unbedingte Wille zur Ausdauer
Ich kenne Fotos von Wilhelm Fikisz , die ihn malend bei heftigstem Regen zeigen. Er ist auf diesen Fotos komplett in Regenkleidung gehüllt und kauert unter einem riesigen Regenschirm. Es bringt ihn also wirklich nichts davon ab.
So sind seine Gedanken und vor allem seine Augen denn immer auf der Suche nach dem besonderen Motiv, das vom ihm umgesetzt werden muss. Schlussendlich sind es seine Gefühle, davon ist der Künstler überzeugt, die ihn schon von Weitem ein Motiv erkennen lassen.
„Nicht die Aussagen des Betrachters, nicht der Geschmack des Käufers, nicht der Trend der Zeit oder der momentane Erfolg einer Ausstellung bestimmen die Wahl meiner Motive, sondern die Symbiose zwischen meinen Gefühlen und der Natur selbst.”
Wilhelm Fikisz bleibt auf seiner Reise hin zu neuen Prozessen, Denkweisen und vor allem hin zu neuen Motiven. Im Gepäck führt er dabei neben seinen Aquarellfarben vor allem seine Bereitschaft mit sich, Risiken einzugehen und Neues zu wagen. Und seine Fantasie ist natürlich auch immer mit von der Partie.
Wilhelm Fikisz
- stammt aus dem österreichischen Salzburg. Er lebt und arbeitet seit 1991 im Aargau
- Seit über 20 Jahren sehr erfolgreich in der Schweiz als freischaffender Künstler tätig
- internationales Renommee als Aquarellist
- Dozent für Workshops und Malreisen bei versch. Anbietern, u. a. Boesner, Baumeler
- Mehr als 20 Publikationen (u. a. „LichtBilder“, „Das Wagnis der Fantasie“ u. „Die Kunst des Beginnens“ im Christophorus Verlag, Kunstkalender, Kataloge)
- Zahlreiche Ausstellungen
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Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen