Mit ihren Werken möchte Renate Linnemeier
„erzählen, klären, Rätsel aufgeben, den Betrachter anregen in einen Dialog mit seiner Gefühls- und Geisteswelt zu treten“.
Das Spektrum reicht dabei von Acryl- und Ölmalerei, Collage und Mixed Media auf Leinwand, Papier und Objekten bis hin zu experimenteller Fotografie. Für die Künstlerin ist die Kombination von verschiedenen Materialien und Techniken wichtig, damit sie eine ganz eigene Bildsprache kreieren kann.
Kunst als Spannungsfeld – Renate Linnemeier im Gespräch
Schon früh interessierte sich Renate Linnemeier für Kunst. Und schon als Vierzehnjährige besuchte sie einen professionellen Kunstunterricht in der Erwachsenenbildung.
Und sie blieb dabei! Nach bestandener Aufnahmeprüfung an der Folkwangschule Essen, Universität der Künste folgte das Studium für freie Grafik und Malerei an der FH Düsseldorf. Anschließend machte sie sich als Grafikerin und Buchillustratorin, dann auch als Malerin und Dozentin selbstständig.
Häufig malt sie Menschen in fantastischen, teils abstrahierten Räumen. Genau dieses Spannungsfeld, abstrahierte Räume, teilweise mit Strukturen, teilweise als Collage im Hintergrund im Gegenzug zur figürlichen Gestaltung, sucht Renate Linnemeier.
Optimistische Farbklänge
Das Thema Farbe ist ihr sehr wichtig, weil es die Stimmung eines Bildes widergibt. Renate Linnemeier beschäftigt sich viel mit Farben und mit dem Mischen von Farben. So ist die Farbvielfalt der drei Grundfarben auch immer wieder ein Thema in ihren Kursen.
Lieblingsfarben allerdings variieren. Renate Linnemeier bevorzugt stimmungsvolle, optimistische und helle Farbklänge. „Das können allerdings genauso gut fast weiße Bilder sein, wie auf den ersten Blick farbige Werke, welche trotzdem eine große Farbharmonie ausstrahlen. Ich “bevorzuge die Farben des Lichtes, frei nach Goethe“, erklärt sie mit einem Schmunzeln.
Upcycling in der Kunst
Als Künstlerin, erklärt sie, sehe sie vermutlich anders: ein modernes Glasgebäude, rostige Tonnen, Ruinen, Graffitis, aber auch Personen, Gesichter, Stoffmuster. Es gibt nichts, was sie nicht genauer betrachte oder sammle, im Gedächtnis, per Foto oder Skizze.
„Ich liebe es, scheinbar wertloses Material weiter zu verwerten. Meine “Zaungäste” sind z. B. auf alten Hölzern entstanden. Aber auch rostige Eisenteile, Türfüllungen, Baumrinden, ein Gang durch einen Baumarkt – alles ist spannend und kann eingesetzt werden.”
Wichtig ist ihr, auch Wegwerfmaterial weiter zu verwenden – Plastiktüten, altes Spielzeug, Stoffreste, Pappen, Metalle, Hölzer. Die sooft zitierte Nachhaltigkeit, meint sie, funktioniere eben auch in der Kunst. Vielleicht ist sie gerade da wichtig – ich denke an das kürzlich geführte Gespräch mit der Künstlerin Birgit Lorenz und ihre Aussage „Mit Kunst kann man den Menschen die Augen öffnen“.
Frauen in der Kunst – eine spannungsvolle Kombinationen
Renate Linnemeier liebt es, Menschen zu porträtieren, egal ob auf Leinwand oder in Kombination mit den unterschiedlichsten Materialien.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten liegt dabei auf dem Thema„Frauen in der Kunst“. Entweder gemalt oder gezeichnet, sind es immer persönliche Aufnahmen von Situationen und Emotionen. Die Hintergründe sind oft reduziert, abstrahiert dargestellt. Die Mischung aus Acrylfarbe, Struktur, Collage oder Druck fasziniert sie.
Die Emotionen der dargestellten Frauen sind nicht offensichtlich, nicht eindeutig, sie geben Rätsel auf. Der Betrachter kann seine eigenen Gedanken und Gefühle auf sie projizieren. In der spannungsvollen Kombination von Körperlichkeit und Abstraktion entfaltet sich eine geheimnisvolle Aura.
„Meine Frauen sind entweder zeitlos oder doch wieder ganz modern – je nach Thematik.“
Künstlerin und Mutter
Gerade beschäftigt sich Renate Linnemeier mit dem Thema „Künstlerin und Mutter“. Ein intimes, ein sehr persönliches Thema. Zudem ein Thema, das niemanden unberührt lässt, haben wir doch alle eine Mutter, mit der wir einen breiten Bogen an Emotionen verbinden. In der Kunstgeschichte ist das Thema „Mutter“ außerdem nicht nur ein persönliches. Angefangen bei Maria, der Gottesmutter bis hin zum Motiv der Frau als einer Art Urmutter, man denke nur an die Venus von Willendorf. Selbst in der abstrakten Malerei findet sich dieses Urweibliche dann in Kreis- oder Ovalformen wieder.
Das Atelier – künstlerisches Chaos durchaus willkommen!
Fragt man sie nach ihrem Arbeitsumfeld, erzählt Renate Linnemeier, dass sie Tageslicht für ihre Arbeit braucht. Kreativ sei sie meistens in ihrem Atelier im Atelierhaus HANSA9 im Neusser Hafen, aber kleinere Werke und Skizzen entstehen auch schon mal zu Hause im Büro. Das Atelier als ungestörter Kreativraum ist ihr wichtig: “Hier hat alles Platz, kann auch mal etwas liegen bleiben und so für das „kreative Chaos“ sorgen.”
Kreativität als eine Form der geistigen Freiheit
Vorbilder hat die Künstlerin nach eigener Aussage nicht wirklich, es gibt natürlich Werke und Künstler, die ihr imponieren oder die sie inspirieren. So habe sie vor vielen Jahren eine Ausstellung von Sigmar Polke gesehen, der sie durch seine experimentelle Malerei, das Verwenden von Stoffen, Mustern, Drucke sehr zu neuen Experimenten angeregt habe. Außerdem glaubt Renate Linnemeier fest an das Kreative in jedem Menschen. Ihre Teilnehmern gibt sie dieses schöne Plädoyer für die Kreativität mit auf den Weg:
„Drei Dinge sind wichtig für die Kunst: Begeisterung, Technik, Talent. Der Schaffensprozess ist das Wichtigste, dieses ‘Erarbeiten’, Versuch und Irrtum bis es mein Werk ist. Das bedeutet meine Kunst für mich, kreativ sein, keine Grenzen kennen oder Grenzen überwinden, eine wunderbare Art der geistigen Freiheit.”
Renate Linnemeier
Atelierhaus HANSA9
Hansastr. 9
41460 Neuss
weitere Informationen:
www.renate-linnemeier.de
Die Künstlerin hat zwei erwachsene Kinder und ein Enkelkind und lebt mit ihrem Partner, ebenfalls bildender Künstler, in Neuss.
Seit 1988 ist sie als Lehrbeauftragte im Bereich der Bildenden Kunst für Erwachsene, Kinder und Jugendliche an öffentlichen und privaten Institutionen tätig.
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